Aussaatempfehlung Winterweizen
Informationen zu Aussaatzeit und Stärke
Die Aussaat
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Winterweizen verfügt im Vergleich zu anderen Getreidearten über ein sehr breites Aussaatfenster und kann je nach Region von Anfang September bis in den Dezember gesät werden. Sehr frühe oder sehr späte Aussaattermine können jedoch das Produktionsrisiko erhöhen und sind der Normalsaat ökonomisch häufig unterlegen.
Die Frühsaat
Frühsaaten verfügen über einen deutlichen Entwicklungsvorsprung zu später gesäten Beständen und bestocken sich bereits vor Winter. Klar sprechen für Frühsaaten die meist günstigeren Aussaatbedingungen, die Entzerrung von Arbeitsspitzen bei der Saat sowie die Etablierung von gut bewurzelten, kräftig entwickelten Beständen vor Vegetationsende. Insbesondere auf schwächeren und/oder zu Frühsommertrockenheit neigenden Standorten bieten Frühsaaten ein hohes Ertragspotential.
Sorten für die Frühsaat sollten über eine überdurchschnittliche Winterhärte und eher verhaltene Vorwinterentwicklung verfügen, um ein überwachsen der Bestände und Auswinterungsschäden zu vermeiden. Bei früh gesäten Beständen steigt jedoch der Lagerdruck, insbesondere bei starker Bestockung aufgrund günstiger Wachstumsbedingungen vor Winter. Ebenso kann eine milde Witterung bereits im Herbst Mehltau, Septoria oder Fusskrankheiten (Bodentemperatur) die Bestände befallen. Deshalb müssen die Bestände oft vor Winter gesund gehalten werden, starke Resistenzen gegen Blatt- und Wurzelpathogene sind daher von hoher Bedeutung. Eventuell auftretendem Blattlausbefall im Herbst (Virusvektor) muss besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, zudem ist eine Gräserspritzung im Herbst meist notwendig. Treten herbizidresistenter Windhalm oder Ackerfuchsschwanz auf, können diese in der Frühsaat bei ausbleibendem Bekämpfungserfolg ein großes Samenpotential bilden.
Die Normalsaat
Die Normalsaat stellt den regional mittleren Saattermin dar und ermöglicht den Beständen eine sichere, jedoch nicht zu weit fortgeschrittene Herbstentwicklung. Ziel ist vitale, jedoch nicht überwachsene Bestände vor Winter ins Feld zu stellen. Im Idealfall erreichen die Einzelpflanzen den Beginn der Bestockung. Derart entwickelte Bestände verfügen bereits über ein gut entwickeltes Wurzelsystem und neigen weniger stark zu Auswinterungsschäden. Normalsaaten können im Frühjahr stabile Triebe bilden, die aufgrund einer ausreichenden Zeit zur Bewurzelung weniger schnell reduziert werden. Somit lässt sich die Bestandesdichte durch pflanzenbauliche Maßnahmen im Frühjahr noch steuern. Fungizidmaßnahmen im Herbst werden bei Verwendung von gesunden Sorten nur in Ausnahmefällen nötig. Der Krankheits- und Lagerdruck ist im Vergleich zur Früh- und Spätsaat auf einem mittleren Niveau.
Spätsaat
Die Spätsaat ist meist kein Wunschtermin, doch oft Realität. Bedingt durch eine späte Vorfruchternte (Rüben oder Körnermais) oder ergiebige Herbstniederschläge muss Winterweizen zum Teil mehrere Wochen nach dem optimalen Saattermin ausgesät werden. Tragen Sie diesen Bedingungen mit einer angepassten Sortenwahl und Aussaat Rechnung. Spät gesäte Winterweizenbestände bestocken sich nicht mehr vor Winter. Je nachdem wie weit sich der Aussaatzeitpunkt dem Vegetationsende nähert gehen die Pflanzen mit drei oder weniger Blättern in den Winter. Insbesondere wenn die Pflanzen im Zweiblattstadium in die Winterruhe gehen, können vermehrt Pflanzenverluste auftreten, da der Weizen zu diesem Entwicklungsstadium von der Ernährung aus dem Saatkorn, auf eine Versorgung über durch das Wurzelsystem umschaltet. Die Bestockung und damit die Ausbildung der Bestandesdichte erfolgt vollständig im Frühjahr. Da der Beginn des Schossens - und damit das Ende der Bestockung - maßgeblich durch die Tageslänge bestimmt wird, bleibt den Spätsaaten nur begrenzt Zeit sich ausreichend zu bestocken.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll Sorten für die Spätsaat zu wählen, die ein hohes Bestockungsvermögen (RGT REFORM) besitzen oder durch eine hohe Ertragsleistung der Einzelähre (RGT DEPOT) eine gute Ertragsleistung erreichen können. Um die Triebdichte im Frühjahr zu steigern, bietet sich der Einsatz von CCC-haltigen Präparaten an. Diese bremsen die Entwicklung der Bestände, brechen die apikale Dominanz des Haupttriebs und fördern so die Nebentriebe – eine Maßnahme, die insbesondere dann sinnvoll ist, wenn die Nebentriebe im Vergleich zum Haupttrieb zu schwach ausgebildet sind. Auch ein Walzen oder Striegeln der Bestände, bei nicht zu feuchten Bodenbedingungen nach Winter, kann die Bestockung fördern und zusätzlich eventuell vorhandene Verkrustungen aufbrechen. Beachten Sie jedoch, dass dadurch Ungrassamen zur Keimung angeregt werden und Sie ihre Herbizidmaßnahmen, insbesondere was den Applikationstermin angeht, anpassen sollten.
Die Aussaatstärke
Ausgangslage für die Bemessung der Aussaatstärke ist der angestrebte Zielährenbestand. Setzen Sie den Zielährenbestand mit Bedacht und in Abhängigkeit von Ertragserwartung, Sorte und Standort an. Den größten Einfluss auf die Aussaatstärke hat der Saattermin. Je früher Winterweizen gesät wird, desto länger ist die Entwicklungszeit im Kurztag und umso länger ist auch die Zeit zur Bestockung. Ab dem Vierblattstadium legt der Winterweizen mit jedem Laubblatt auch einen Bestockungstrieb an. Frühsaaten die beispielsweise vor Winter das Sechsblattstadium erreichen, verfügen somit bereits vor Winter über drei Triebe je Pflanze. Bei einem angestrebten Zielährenbestand von 600 ährentragenden Halmen/m² würden hier bereits 200 Pflanzen /m² die Dichte von 600 Trieben zu Winter erreichen. Im Gegensatz zur Frühsaat benötigen Spätsaaten deutlich erhöhte Saatstärken von teils über 400 Kö/m².